Freitag, 28. April 2017

#28 12.02.1940

Liebe Großmutter, liebe Tante Anne!

Kaum kann ich mir Zeit zum Schreiben nehmen. In den letzten Tagen hatte ich dienstlich viel zu tun und auch Sonntag Nachmittag musste ich den Sandkasten aufbauen. Am heutigen freien Abend drängt mein netter Quartierwirt und mein Kamerad auf das Skatspielen. Es ist aber doch an der Zeit, dass ich Euch für die viele Post der letzten Woche danke. Vor allem erfreutet ihr mich mit den 4 Ausleseheften, die zu lesen ich aber noch keine rechte Gelegenheit hatte. Ebenso danke ich herzliche für Großmutters Brief und Tante Annes Postkarte. Nach einigen Tagen Tau und Regenwetter hat jetzt wieder grimmiger Frost eingesetzt. Morgen steigt im Gelände wieder ein Scharfschießen. In meinem luxuriösen Quartier gefällt es mir auch weiterhin ausgezeichnet. Nun fährt diese Tage wieder einer der wenigen Unteroffiziere in Urlaub, da werde ich bei hoffentlich schönem Wetter auch hoffentlich bald an der Reihe sein. Findet ihr Euch doch nur damit ab, dass es noch etwas dauert! Wasser hat uns unsere Gemeinde immer noch nicht wieder beschieden und wir müssen damit, wenn es auch manchmal peinlich ist, weiter sparen. Euch wird es in dieser Beziehung hoffentlich besser gehen. Feuerungsmaterial haben wir genug, im Wohnzimmer herrscht immer mollige Wärme. Bei der jetzigen Witterung hege ich wirklich keinen großen Wunsch, zu Hause zu sein. Es ist doch schöner, wenn man im Frühling in der eigenen Uniform ohne Mantel herumlaufen kann. Wir gehen auch jede Woche an dienstfreien Nachmittagen zweimal in die Stadt ins Kino, leider benutzen wir noch nicht die günstige Gelegenheit, ein Duschbad zu nehmen. Mit Interesse und Freude verfolgen wir weiter die Nachrichten im Radio. Weniger gefallen uns die abendlichen Frontberichte etc., dafür sollte man uns lieber unterhaltende [...] vorsetzen. Das soll also die Beantwortung von Großmutters lieben Brief vom 24. Januar sein. Und nun noch schnell Tante Annes Postkarte und dann die Skatkarten auf den Tisch! Wahrscheinlich hat mir Tante Marie ter Meulen ein Päckchen auf 06902b geschickt. Kurts Karte ging mit dieser Anschrift an ihn zurück. Deutlich genug habe ich die Ziffern doch geschrieben?! Zum Brief schreiben fehlt mir heute Abend die nötige Ruhe, daher so flüchtig. Habt ihr in Osnabrück jetzt auch so viele Soldaten, in Detmold hat Onkel Julius sechs Mann gehabt. Dort und in der Umgebung sollen sehr viele Truppen liegen. Das es den Kleinen trotz der schlechten Bahnverbindungen in der Schule weiter gut geht, freut mich sehr. Bei Gelegenheit schreibe ich mal wieder etwas ausführlicher und nachdenklicher. Für heute viele liebe Grüße und weiter Alles Gute, vor allem Gesundheit.

Mit einem frischen "Heil Hitler"

Euer Reinhard



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#40 21.06.1940

Liebe Großmutter, liebe Tante Anne! Wir erfreut war ich, von Euch schon wieder so ein leckeres Paket mit einem lieben Brief zu erhalten. ...